Der Typ Barred Olivine (BO)
Die Sphärulen des Typs Barred Olivine gehören zu den häufigsten und am leichtesten unter dem Stereomikroskop zu erkennenden Mikrometeoriten in urbanen Stäuben. Sie sind abgerundet, oft annähernd eiförmig, dunkelgrau bis schwarz, eher matt, wobei sich durch Drehen des Partikels die Lichtreflektion und damit Glanz und Helligkeit des Partikels ändern können. Rund 20-30 % aller Mikrometeorite > 100 µm werden dem Typ BO zugeordnet.
Ihr Aufbau ist charakterisiert durch parallel angeordnete Bänder von Olivinkristallen in einer glasigen Grundmasse, meist durchsetzt mit Magnetitkristallen.
Die gebänderten Olivine können oft schon unter dem Stereomikroskop bei Vergrößerungen von 20x-50x erkannt werden, entweder direkt als sehr feines Streifenmuster oder indirekt durch ein wechselndes Lichtreflektionsverhalten an den Kristallen beim Drehen des Partikels, welche dessen Helligkeit variieren lässt.
Die Olivinbänder können unterschiedlich grob sein. Ab einer Breite kleiner als 1 µm wäre der Mikrometeorit eher dem Typ Cryptocrystalline zuzuordnen.
Die Form der BO-Sphärulen ist häufig annähernd eiförmig.
Fehlt die glasartige Grundmasse an der Partikeloberfläche weitgehend, dann tritt das Relief der bandartig angeordneten Olivinkristalle besonders deutlich in Erscheinung.
Magnetitkristalle sind beim Typ BO weit verbreitet. Sie sind optisch unter dem Stereomikroskop kaum zu erkennen, wohl aber mit dem Elektronenmikroskop. Da Magnetite stark magnetisch reagieren, wirken sie wesentlich dabei mit, dass die Mikrometeorite des Typs BO in aller Regel in den magnetischen Teilproben landen (Methode siehe hier). In der Regel sind beim Typ BO an der Oberfläche neben kleineren Einzelkristallen auch größere dendritische Magnetitkristalle (Tannenbäumchen ähnelnd) vorhanden. Im Querschnitt offenbaren sich hingegen beim Typ BO selten dendritische Magnetite sondern lediglich kleine Magnetitkristalle (vergleiche Querschnitt von THMM413 oben). Es ist naheliegend, dass an der Partikeloberfläche der Sauerstoff aus der Erdatmosphäre bei der Magnetitbildung eine Rolle spielt. Manchmal fehlen Magnetitkristalle aber ganz, dennoch landen auch diese Partikel in den magnetischen Teilproben.
Während die allermeisten Vertreter des Typs BO dunkelgrau bis schwarz sind, kommen gelegentlich auch helle Exemplare vor.
Nicht jede äußerlich bandförmige Struktur resultiert von gebänderten Olivinen. Manchmal ähneln oberflächlich parallel angeordnete große Kristalle gebänderten Olivinen, ein Querschnitt zeigt jedoch, ob die Anordnung der Kristalle im Innern gebändert oder womöglich ungeordnet porphyritisch ist.
Auch können die Olivinbänder an den Rändern der Partikel und im Innern unterschiedlich deutlich ausgeprägt sein, was zu unterschiedlicher Typenzuordnung führen kann, abhängig davon, ob man einen Querschnitt anfertigt und berücksichtigt oder nicht. So treten an den Partikelrändern manchmal deutlich erkennbare Olivinbänder auf, im Querschnitt hingegen sind diese aber kaum zu erkennen und die Struktur ist eher feinkristallin. Insbesondere der Typ Microcrystalline (zu Typ Cryptocrystalline) weißt in der Regel stellenweise an der Oberfläche erkennbare gebänderte Olivinkristalle auf.
Bei den kleinen Exemplare < 100 µm sind gebänderte Olivine an der Oberfläche oft nicht mehr klar erkennbar. Es wird dann schwieriger, eine Trennung zwischen den Typen Barred Olivine und Cryptocrystalline vorzunehmen.
Metalltropfen kommen bei etwa 15 % der Mikrometeoriten des Typs BO vor. Sie sind oft an einem der beiden schmaleren Enden des eiförmigen Partikels zu finden. Ein oft beobachtetes Phänomen mit bislang ungeklärter Ursache ist, dass dieser Metalltopfen meist etwas vom Kopf nach außen verlagert ist.
Gelegentlich sind die Metalltropfen an der Partikeloberfläche von einer Metallkruste umgeben, welche die Oberfläche des silikatischen Körpers überzieht.
Weitere etwa 15 % der BO-Sphärulen tragen Vertiefungen, in den sich ein Metalltropfen befunden hat, bevor dieser sich vom silikatischen Teil abgelöst hat. Die Ablösung des Metalls vom silikatischen Teil kann schon während des Schmelzprozesses passieren, möglicherweise jedoch auch später auf der Erde im Rahmen des Verwitterungsprozesses.
Beim Typ BO findet sich selten auch eine Öffnung an der Oberfläche, durch die vermutlich Gas aus dem Inneren entwichen ist. Löcher von entwichenen Metalltropfen und „Entgasungslöcher“ lassen sich nicht immer leicht eindeutig voneinander unterscheiden.
Ein gelegentliches Phänomen sind mitunter lang ausgezogene Enden, die oft von einer glasartigen Schmelze dominiert werden, im Englischen als „tails“ bezeichnet (vgl. Suttle et al. 2021).
Eine seltene und nur am Elektronenmikrostop erkennbare Erscheinung sind winzige, etwa 1 µm große Metalltröpfchen bestehend aus den Platingruppenelementen (Platin, Osmium, Iridium, Rhodium, Ruthenium, Palladium) unter Beimischung von Eisen und Nickel, wobei Palladium in der Regel wegen des deutlich geringen Siedepunktes stark unterrepräsentiert ist.
zur Klassifikation der Mikrometeorite, zu einem der anderen Typen: CC, PO