Wo findet man Mikrometeorite?
Grundsätzlich fallen Mikrometeorite weitgehend zufällig und damit gleichmäßig verteilt auf der Erde nieder. Es liegen also überall auf der Erde Mikrometeorite am Boden. Die Schwierigkeit liegt darin, sie zu finden und sie zu erkennen, zum einen aufgrund ihrer geringen Größe (die meisten Mikrometeorite sind zwischen 0,1 und 0,3 mm groß) und zum anderen aufgrund der Ähnlichkeit zu anderen (insbesondere industriellen) Stäuben, die mengenmäßig den Mikrometeoriten weit überlegen sind. Man muss also akzeptieren, dass eine genommene Probe großteils aus Staubpartikeln bestehen wird, die nicht Mikrometeorite sind. Dennoch kann man den Probenahmeort so wählen, dass die Konzentration an Mikrometeoriten im beprobten Material möglichst hoch bzw. überhaupt eine ausreichende Menge an Material vorhanden ist. Dafür gelten folgende Kriterien:
- Der Probenahmeort sollte möglichst nur Material enthalten, das aus der Luft eingetragen wurde. Denn wenn zu den über die Luft verbreiteten Stäuben auch noch Material vom Boden hinzukommt, dann sinkt die Konzentration an Mikrometeoriten weiter ab.
- Der Probenahmeort sollte so beschaffen sein, dass Stäube, die über die Luft eingetragen werden, über lange Zeiträume dort verbleiben, ohne vom Wasser weggespült oder vom Wind weggeweht zu werden. Je länger dieser Zeitraum, desto besser.
Was sind nun geeignete Standorte für die Suche? Im Nachfolgenden sind Standorte beschrieben, in denen ich bereits Mikrometeorite finden konnte.
Flachdächer von Gebäuden
Hier können sich über die Jahre Stäube ablagern. Kaum ein Dach ist so gut drainiert, dass die Stäube mit dem Regenwasser vollständig weggespült werden. Oft finden sich gerade um die Abflüsse herum Ablagerungen, in denen dann auch Mikrometeorite enthalten sein können. In trockenen Phasen werden Sedimente auf dem Dach oft an die Ränder, in Ecken oder an auf dem Dach aufstehende Hindernisse geweht und sammeln sich dort.
Folgende Faktoren von Flachdächern steigern die Chance, später bei der Suche unter dem Mikroskop Mikrometeorite in der Probe zu finden:
- möglichst hohe Dachrandabschlussprofile. Vorteil: auch bei starkem Wind verbleibt trockenes Sediment auf dem Dach und wird nicht über die Ränder hinausgeweht.
- Flachdach hat eine Kunststoffabdichtung (Folienabdeckung). Vorteil: Von Kunststoffabdichtungen lösen sich keine Partikel ab, die sich dem Dachsediment beimischen und so die Beprobung stören, wie dies beispielsweise bei Dächern mit Dachpappe der Fall ist. Ist das Dach begrünt, so ist es kaum zu beproben.
- hohes Alter des Daches. Vorteil: je älter das Dach, desto mehr Sediment (und damit auch Mikrometeorite) können sich dort potenziell ablagern
- Nutzung des Dachs ausschließlich zu Wartungszwecken. Vorteil: minimaler Eintrag von Material durch Besucher.
- geringe Wartung-/Reinigungsintensität. Vorteil: Durch Wartung und Reinigung gehen Sediment und somit auch Mikrometeorite verloren.
- keine umstehenden Bäume, die Laub auf das Dach werfen. Vorteil: Sediment wird nicht durch organisches Material von Bäumen angereichert, was wiederum zu dazu führen kann, dass sich Moose oder bei stärkerer Bodenbildung sogar höhere Pflanzen dort ansiedeln. Beides erschwert die Beprobung.
Etwa 99 % der von mir gefunden Mikrometeorite stammen von Flachdächern, wobei dies auch der bevorzugte Standort der Beprobung war.
Dachrinnen von Gebäuden mit schrägen Dächern
Auch wenn Dachrinnen der Drainage dienen, so sind sie doch häufig nicht dazu optimal geneigt, und es bilden sich Senken, in den nach Regenschauern Wasser stehen bleibt und sich Sediment vom Dach ablagert. Dies kann auch der Fall sein, wenn das Abflussrohr beispielsweise durch Laub verstopft. Folgende Faktoren steigern die Chance, fündig zu werden:
- hohes Alter der Dachrinne
- seltene Reinigung der Dachrinne
- unsauberes Gefälle mit Bildung stehender Pfützen in der Rinne nach Niederschlägen
Knapp 1 % der von mir gefunden Mikrometeorite stammen aus Dachrinnen.
Dachrinnenabflüsse
An Abflussrohren von Dachrinnen, die das Wasser mit Sediment nicht in die Kanalisation sondern auf den Boden fließen lassen, kann man mit einer „Magnetfalle“ metallhaltige Partikel aus dem abfließenden Wasser filtern. Eine solche Falle ist leicht installiert, man benötigt aber viel Geduld, weil die Falle mindestens einige Monate installiert bleiben sollte, bevor man darin einen Mikrometeorit erwarten kann. Zudem dürfte die Ausbeute häufig ausbleiben.
Ein Mikrometeorit meiner Sammlung stammt aus einer solchen Magnetfalle an einem Dachrinnenabflussrohr.
Regentonne
Fließt Regenwasser von der Dachrinne in eine Regentonne, so wird dorthin auch Sediment vom Dach gespült. Entsprechend könne sich also am Grund einer Regeltonne auch Mikrometeorite ablagern.
In Regentonnen hab ich selbst noch keinen Mikrometeorit finden können, allerdings hatte ich auch erst eine solche Beprobung.
Bodengebundene Ablagerungen
Wie oben erläutert kann man prinzipiell fast überall Mikrometeorite finden, auch im Straßenrinnstein, auf der länger nicht gereinigten Terrasse oder dem Balkon. Die Konzentration an Mikrometeoriten in diesen Sedimenten ist allerdings sehr gering und die Chance, einen solchen darin zu finden klein. Dennoch eignen sich diese Standorte dafür, sich mit der Methodik vertraut zu machen. Man sollte sich allerdings nicht der Hoffnung hingeben, darin seinen ersten Mikrometeorit zu finden, sondern den Zweck darin sehen, sich der weiteren Methodik anhand einer einfach zu beschaffenen Probe zu nähern und erste Erfahrungen zu sammeln.
In etwa zehn Versuchen konnte ich einen Mikrometeorit vom Straßenrand bergen und in etwa fünf Versuchen einen Mikrometeorit aus großen Steinbecken von temporär trockengelegten Springbrunnen.
Denkbar sind noch viele weitere Standorte, zu denen ich noch keine Erfahrungen gemacht habe. Beispielsweise wurden schon erfolgreich Mikrometeorite aus Sedimenten in einem See geborgen. Denkbar wäre auch die Beprobung von Schnee im Winter, möglichst nach einer längeren Zeit ohne Schneefall. Zudem gibt es vermutlich natürlich Fallen, wo sich Mikrometeorite ansammeln könnten. Oftmals sind hier jedoch individuelle Beprobungsmethoden erforderlich.
Im Weiteren wird der Schwerpunkt auf Flachdächer liegen, wo die meisten Erfahrungen vorliegen und die größten Erfolgschancen zu sehen sind.